donnerstag, 27.08.2020
    - zwischen 8 & 10 uhr gestalten folgender postkarte (das bild fuer die vorderseite, indes, existierte bereits zuvor):
 
    
motiv vorderseite "das wir=kollektiv"
 
    
motiv rueckseite
    - ca. 10 Uhr 20; habe 100 exemplare der postkarte in auftrag gegeben;
    - 10 Uhr 59, beim durchlesen der postkartenrueckseite faellt mir ein fehler auf - etwas zu spaet, um ihn  
       noch zu aendern, habe bereits die druckbestaetigung bekommen... der fehler: statt "ich wuerde mich 
       freuen [...]", "wuerde ich mich freuen [...]"; ich beschliesze, die karten nach erhalt haendisch zu  
       korrigieren - aus der not eine tugend machen (analog: aufpeppen der prozessbeschreibung durch ein
       amuesantes detail) -, via das verwenden von zwei halbkreispfeilen moechte ich das gegenseitige
       austauschen von "wuerde" & "ich" andeuten (sind "wuerde" & "ich" nicht aehnlich bis gar synonyme?
       vergleiche: das "ich" des menschen sei unantastbar...).
    - 11 Uhr 13, nachueberlegung: vielleicht streiche ich "ich" - in form eines symbolischen akts -, dieses meines
      erachtens ueberbewertete wort, lieber gleich ganz & lasse dann blosz die "wuerde" - "wuerde" scheint mir
      naemlich doch etwas essenzielleres zum ausdruck zu bringen, zumindest im vorliegenden kontext, vor
      allem "w" fuer "wir" & "wuerde" zugleich - stehen? - mal schauen!
    freitag, 28.08.2020
    - 8 Uhr 30, habe mir mittlerweile einen - zugegeben! eher groben - plan zur platzierung respektive
      verteilung der postkarten ueberlegt: 8 werden an personen, mit denen "ich" das "du" pflege (literarische
      bekanntschaften/freunde/verwandte), versandt, 6 in beliebige private briefkaesten nahe meiner wohnung
      geworfen, 10 sollen in den oeffentlichen buecherschrank im domgarten gelangen, 1 erhaelt die augsburger
      zeitung - so à la lotto; kleiner einsatz, minimalste chance auf erhoehung der reichweite -, fuenfzehn
      verstreue ich, sporadisch, in diversen das stadtgebiet durchkreuzenden oeffentlichen verkehrsmitteln -
      dort die muenzseite zur sicherheit nach oben - & mit dem rest gehe ich hausieren, das bedeutet: ich
      klappere vornehmlich mir sympathische geschaefte & einrichtungen - keine ketten - ab & bitte darum, ein 
      paar exemplare auslegen zu duerfen.
    
    montag, 31.08.2020
    - 19 Uhr 41, lesen einer nachricht von heute um 14 Uhr 24: die postkarten seien unterwegs & sollten deshalb
      wohl irgendwann die naechsten tage bei mir eintrudeln.
    
    dienstag, 01.09.2020
    - ankunft der postkarten; um 15 Uhr 59 entdecke ich ein - sie beinhaltendes - paeckchen, im dunklen &
      ansonsten eher leeren - abgesehen von zwei vertrockneten oregano-zweigen, die mir auf dem weg in die
      wohnung heruntergefallen waren & die ich nicht hatte liegenlassen wollen, vor der eingangstuer, spaeter,
      unterwegs nach drauszen - rachen meines briefkastens; sprich: vor=bild=lich; auf=ge=schnappt.
    - 16 Uhr 55 - ca. 18 Uhr: zerfetzen der papierhuelle - begutachten der postkarten; die oberste auf einer
      der beiden mit jeweils ungefaehr 50 exemplaren belegten seiten ist minimal laediert, findet deshalb,
      nichtsdestotrotz, die ihr zugedachte verwendung -; handnummerieren saemtlicher karten - hierbei stellt
      sich heraus, es sind nicht 100, sondern 105 stueck; 101 bis 105 erhalten die bezeichungen "ERROR 101" bis
      "ERROR 105" (die unter den tisch gerutschte 105 bemerke ich erst, nachdem ich die ausgelegten postkarten
      wieder eingesammelt habe) -; wie prophezeit streiche "ich" das "ich" nach "wuerde" mithilfe eines roten
      kreuzes; im anschluss signiere ich alle vorderseiten ("blume"). ach ja, & zwischendurch photographiere ich 
      die resultate einzelner arbeitsphasen.
    - 20 Uhr 22: hochladen der bilder & verfassen der den 01.09. betreffenden kurz-texte.
    
    mittwoch, 02.09.2020
- 16 Uhr 24 fort=schritt; das material ist nun besorgt - 100 1-euro-muenzen plus schmale, aufgerollte
      einseitig klebende, durchsichtige plastikfolien inklusive einer angenehmen vorrichtung zum abrollen &,
      gewissermaszen, zuschneiden.
    - 17 Uhr 35, kommentar zu den bildern, der reihenfolge nach, von links nach rechts: 1) 8 x 25 x 1 euro = 1 x
      optische ent=taeuschung. 2) freilegen der hard=ware... 3) die fehler-karten tragen - authentizitaet! -
      fehlerhafte betraege, gleichzeitig aber wiederum die korrekten, da text angepasst. 4) aktion 1! (samt ihren 5
      ausreiszern.) 16 Uhr 24 bis 17 Uhr 35: bekleben & dokumentieren; die objekte warten auf soziale kontakte.
    
    donnerstag, 03.09.2020
- 17 Uhr 43, alea iacta est: die endgueltige entscheidung ist getroffen; das ereignis schwebt in der luft gleich
      einem pfeil, der die immer noch aufgeregt nachvibrierende - nachoszillierende - sehne seines heimischen
      bogens - sich dem zugriff des schuetzen fortlaufend mehr entziehend - verlassen hat; jetzt liegt alles daran,
      was er wohl durchbohren mag - fuer ihn gab es kein zu konkretes ziel, auszer das blaue der existenz an
      sich - &, langer rede, kurzer sinn: 8 landen in fuer nachrichten in papierform vorgesehenen, mit einem
      schlitz versehenen hohlen quadern, 10 zwischen leihbaren buechern nahe des zentrums der wahrscheinlich
      groeszten ortsansaessigen sekte, 12 am trauten busen nichtfremder, 10 in nichtprivaten, motorisierten
      fortbewegungsmitteln, 64 betteln um aufnahme an ladentheken & auslagen von ihrer selbstdarstellung
      nach sozial &/oder oekologisch nachhaltig ausgerichteten kleinunternehmern - ach ja, die dabei 
      abgelehnten verstreuen sich regengeschuetzt irgendwo - et cetera & 1 versucht, sich ins herz des
      lautesten lokalen periodikums zu schmuggeln. (summa summarum = 100 normale + 5 subversive.)
    - 18 Uhr 51: auf dem bild, die vorstufe der extrem milden ueberschwemmung unserer nachbarschaft -
      radius ca. 500 m um unsere wohnung -, welche mittlerweile stattgefunden hat.
    freitag, 04.09.2020
    - 19 Uhr 42: vorbei, das wohl schier vollkommene gegenteil eines gewaltigen lauschangriffs (umsetzung
      einer weiteren essenziellen episode des gesamtwerks, zwischen ca. 16 Uhr 40 & 19 Uhr 12: profunde lauf=
      & bitt=arbeit) - richtig, & damit hat sie ihre temporaeren refugien fuer sich eingenommen, die mehrheit,
      ehe jemand sie zu neuen ufern transportieren wird: absolut bar jeglicher zurueckweisung, ueberall mit 
      weit offenen armen willkommen geheiszen & in pittoresker gesellschaft nunmehr ueber=gangs=weise
      meditierend respektive aus=ruhend, nichtsdestotrotz er sich unterwegs eingeschlichen hat, der ver-male-
      deite verzaehle-teufel: deutlich weniger bleiben uebrig als angedacht - aber, na und!
- davor.
- lustiger ratespasz fuer augsburg=kundige: "aye, wo mag denn das blosz sein?!"
    
    samstag, 05.09.2020
- 7 Uhr 15, (die nicht der groszen rede werten uebrig=gebliebenen kommen im laufe der naechsten tage
      ihren fuer sie vorgesehenen empfaengern zu.) stand der dinge: nichtwartend warten - & vice versa -, auf
      feedback zum beispiel - &, zwischenzeitlich reift die 2. aktion an form & gestalt: es heiszt, es bleibe
      spannend.
    - 20 Uhr 43, die tatsaechlich schon finale, nichtsdestotrotz weitaus schoenste phase lasse ich beinahe 
      unkommentiert hier hineinflieszen - beinahe deshalb, weil ich durchaus ausdruecklich zum ausdruck
      bringen moechte, wie sehr ich mich ueber jede nachricht freue, aus der ersichtlich wird, dass die
      aktion einen positiven effekt hat(te) -: die nun folgenden eintraege stammen von netten menschen, deren
      erlaubnis ich habe, sie in der vorliegenden form zu veroeffentlichen; ich habe nichts veraendert.
    
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    RESONANZ:
    
    1) samstag, 05.09.2020, 16 Uhr 48
Hallo du,
      Wir haben die Finderlohnkarte im Kätchen's gefunden und waren sofort an der Idee interessiert und dachten uns,  
      dass wir eine Karte mitnehmen. Doch wofür diesen Euro investieren? Schlussendlich hatten wir den spontanen
      Einfall im Laden "Bears&Friends", statt der günstigen (ca. 99ct) Standardsupermarktsüßigkeitenbullshitscheiße
      einen guten, veganen, regionalen, superleckeren Gummbärchen-Mix für ca. 5€ zu kaufen.
    
      Die Aktion lehrt uns, dass man mit einem einzigen Euro Menschen dazu bewegen kann, ihre Gewohnheiten zu
      ändern und gutes zu tun.
Die leckeren Süßigkeiten genießen wir gerade im Hofgarten auf der Wiese.
T. & H.
2) donnerstag, 17.09.2020, 22 Uhr 22
Hallo liebe(r) blume,
nachdem ich schon die Entstehungsgeschichte dieser wundervollen Idee auf www.blumenleere.de verfolgt habe, habe ich mich natürlich sehr darüber gefreut, nun Besitzer der "finder=lohn"-Postkarte nr. 082/100 zu sein.
Erste spontane Idee war der Kauf einer dieser leckeren Zotter-Schokoladen-Tafeln aus dem Eine-Welt-Laden, mit 3,70 Euro zu teuer, um sie sich einfach so zu kaufen, aber eben auch sündhaft lecker, und der Idee entsprechend nachhaltig und qualitativ hochwertig.
Aber dann ist mir wieder ein Biergartenbesuch in Erfurt eingefallen, bei dem ich eine "Potsdamer Stange", ein Biobier aus der Braumanufaktur Potsdam gekostet habe. Die Braumanufaktur arbeitet nach höchsten ökologischen Standards, das naturbelassene, unfiltrierte Bier wird mit Rohstoffen aus biologisch kontrolliertem Anbau hergestellt, und das Wichstigste, es hat auch noch superlecker geschmeckt. Schon damals habe ich recherchiert, ob man das Bier irgendwo bestellen kann, aber der Flaschenpreis von 2 Euro (also 40 Euro für eine Kiste Bier) war mir dann doch zu teuer. Die "finder=lohn"-Postkarte, sprich die aufgeklebte Euromünze waren jetzt der Ansporn, mir doch ein paar Flaschen dieses leckeren Produkts zu bestellen, ich freue mich schon aufs Genießen, denn das ist der Unterschied, im Gegensatz zu einem billigeren Standard(Bier)Produkt (15 Euro für eine Bierkiste), werde ich jeden Schluck genießen.
Es war auf jeden Fall sehr inspirierend, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, viel zu oft kauft man gedankenlos irgendwelche Produkte, je nach Lust und Laune möglichst billig, weil man gerade knapp bei Kasse ist oder einfach einen geizigen Tag hat, manchmal gibt man auch gerade andersherum, leichtfertig viel Geld aus, weil man gerade einen guten Tag hat oder aber einen schlechten und die negativen Erlebnisse mit dem Kauf eines teuren Produkts wettmachen will, aber doch zumeist einfach vollkommen gedankenlos.
Vielen Dank für die tolle Aktion und den anregenden Euro,
liebe Grüße von deiner Schwester Bianca
     
    3) montag, den 28.09.2020, 01 Uhr 38 eingetrudelt ueber das hiesige kontaktformular
    
        Wie glücklich ich bin, 1 € auf einer so schönen Karte zu finden.  Sie werden von der Postkarte und 1 €
        eingerahmt.  und lege es in mein Wohnzimmer.  Jedes Mal, wenn ich es sehe, werde
    ich inspiriert, nichts
        zu kaufen, was ich nicht brauche, danke.
 
    
    4) dienstag, den 29.12.2020, 07 Uhr 29
    
    Servus Michael!
    
    Lange habe ich überlegt was ich von dem Geld kaufen soll. Ich habe ja immer mal wieder im Bioladen eingekauft oder auch Fairtrade Klamotten. Nur überlege ich bei solch einer Aktion gleich, ob ich
    etwas noch Besonderes davon kaufen soll. Auch kommen dann die Diskussionen mit anderen Menschen gleich in den Kopf und teilweise haben diese auch stattgefunden. Oft wird ja einfach lapidar gesagt
    "Fairtrade oder auch Bioladen bringt genauso nichts". Es wäre ja auch nur Marketing oder was auch immer. Ich selbst bin schon davon überzeugt, dass es etwas bringt. Aber es ist auch immer eine
    Diskussion wert und vielleicht ist ja die andere Meinung teils auch richtig.
    Ob jetzt dieser eine Euro letztendlich von mir für einen nachhaltigeren Kaffee verwendet wurde oder für die Fairtrade Klamotten, welche ich mir auch vom Weihnachtsgeld gekauft habe oder doch im
    Bioladen für den nachhaltigeren Demeter Zucker, kann ich nicht sagen.
    Letztendlich auch egal. Zumindest hat mich diese Aktion die letzte Zeit wieder zum Nachdenken gebracht, bei jedem Einkauf den ich getätigt habe. Ich denke, alleine dafür war es den einen Euro
    wert und ich hoffe die Welt wird Stück für Stück nachhaltiger und fairer.
    
    Viele liebe Grüße,
    
    Michael
