zeichen=folgen


no more god-damn fuckin‘ storms


wind illuminiert als essenz einer stimme
with leaves & sand & neo-trash speaking
wabert noise dessen code uns adaptierte
adoptierte uns in ein kind seiner tiefsten
zeugungsakte verwandelten an unknown
treasure interferenzen vor unseren ohren
waere ziemlich vielmehr schoen gewesen
unter ausschluss von gemeinheiten obhut
angstfrei quasi behuetet lauschen duerfen
wie ein auditiver apfel gehuetet vielleicht
gar suesz baumelnd from a very fine tree
& konserviert like any moment before sin

 

ein giftiges Chaos ihren Nähten entrückender Straßen und Gassen wogte geradezu unerträglich tumultversetzt – zog es ihn hinaus, aus der Stadt, gen Natur, gen Fremde, gen das hehre Ideal eines entsprechend seinem ihm zutiefst wesentlichen, ästhetischen Schönheitsempfinden perfekten Bauwerks – vielleicht sehnte er sich nach der Architektur des Numinosen –, das er im Anderswo zu finden trachtete. Irgendwann schließlich angelangend, draußen vor den Toren, sah er sich an der Schwelle zweier Welten und gezwungen, abrupt innezuhalten sowie seinen ihn ungefähr materiell definierenden Metabolismus bewusst atmend, mittels ihm mütterlicherseits überlieferter, uralter Techniken den unangenehm grotesken Klauen hysterischen Hyperventilierens zu entreißen – nämlich waren sie fürchterlich erschrocken, seine Augen und daraufhin sein gesamter Rest, ob des ihm gänzlich Unvertrauten und Unbekannten der sich ihm einladend auftuenden Idylle und relativen Stille aus sanft langgezogenen, waldgesäumten, auenbenetzten, herrlich fluß – und bachdurchpflügten Hügelketten, denen marginal, leise meditative Klänge entströmten. Es dauerte, eine nicht unerhebliche Weile, und er hatte sich einigermaßen reguliert; nachließ, seine physische Umklammerung, dafür stiegen nun, umso mächtiger, starke Gefühle empor – ihn überkam eine profunde Trauer; schluchzend, Tränen über dem faltigen Antlitz, gedachte er der vielen verschwendeten respektive verlorenen, in absurden selbstgewählten Gefängnissen verbrachten Jahre und fasste sich zittrig, indem er, wiederholt wirr-faselnd, Du idiotischer Idiot deklamierte, an seine arg verrunzelte beziehungsweise zerklüftete Stirn. Und unwiderruflich und logisch sich innerhalb des in der strikten Konsequenz stattfindenden Prozesses kompromissloser und unbeschönigender Läuterung – es passierte einiges, nicht näher Bestimmtes, unter der Oberfläche seines offensichtlichen Denksystems – daran orientierend, immerhin weiser werdend – und reicher, an Erfahrung, sprich Erkenntnis –, beschwor er – selbige entnehmend, den diesbezüglich relevanten Präliminarien einer bevorstehenden und prinzipiell bereits eingeläuteten Metamorphose – folgende Worte hoch: Hiermit gelobe ich, der so genannte einsame Mathematiker – auf der heiligen Suche nach einer vollkommen in sich stimmigen Konstruktion –, feierlich, mich, an, von diesem erhabenen Moment der Selbsterkenntnis und –offenbarung, ausschließlich dem freiheitlichen Glück absoluter Unwillkür zu widmen – oder, scheiternd, zugrunde zu gehen!

Hunger! Der Boden dampfte, unter dem lustig-subtilen Ansturm einer von Wolken unzensierten Sonne; dafür überdachten Baumkronen. Anmutig, animalisch anschwoll die szenariotypische, frühmorgendliche Geräuschkulisse. An den nächtlichen Exzess einer ungebändigten Naturgewalt reihte sich – friedlich – ein junger und milder Tag. Er, der einsame Mathematiker, rekelte und streckte sich, vertrieb die letzten Spuren unruhigen Schlafs und intonierte, erneut – diesmal dringlicher –: Hunger! Sein Leib gierte, nach Nahrhaftem; von klein auf verwöhnt, dank der mustergültig ritualisierten Verlässlichkeit ausgewogener, mehr denn ausreichender Mahlzeiten, sodass nie ihm je ein Gedanke an ihre Herkunft – oder die Möglichkeit, seine Versorgung könnte in Gefahr geraten – die Lippen zum Beben gebracht hatte, verspürte er schrill hochschießende Panik.

 

Er wusste nichts, über die Vorgeschichte der Ingredienzien seiner nunmehr einstigen Speisen, ehe sie, nett angerichtet, auf hübsch sauberen Tellern landeten – nicht, was genießbar war; nicht, was nicht –, viel weniger boten sich ihm sinnvolle Ansätze, elementare Zutaten zu bestimmen. Er stocherte, im Ominösen. Dazu komplementär hechelte er, auffallend unstet, nervös, übellaunig ihm in die Quere kommende Objekte unter Einhaltung eines Mindestmaßes an Abstand observierend – bislang graute es ihm, vor der Vorstellung, sie eventuell hinunterschlingen zu müssen; selbstredend sank seine Hemmschwelle mit fortschreitender Zeit –, durch die unübersichtliche Weite eines von saftigen Grün- und Brauntönen dominierten Forstes. Sich abgleichend, mit seinem momentanen Standort, nach brauchbaren Hinweisen stöbernd, in den schiefen Fächern seiner individuellen Historie, dämmerte ihm eine betagte Legende – vernommen, aus dem Munde einer entfernten Verwandten – hoch.

 

 

Unveränderbare Tempel

Damals, noch, stak zögerndes Leben in den knotigen Knochen sämtlicher waidwunder Tiere – eine widerspenstig wütende Weigerung, sich, bar epochaler Gegenwehr, einfach dem Tod zu überlassen. Sie schleppten sich, immer weiter, durch riesige Areale, deren dichtes Gestrüpp gleichsam den schaurigen Widerhall ihrer Klagen verschlang. Dunkel triefte das Blut, bis es zur Neige ging und sie, nahezu katatonisch, kaum mehr leise röchelnd, die sublime Unerträglichkeit ihrer Schmerzen degustierten wie kleine Kinder, die zum ersten Mal die Vergänglichkeit ihrer Lebenskraft erfahren; nein, da war keine Erlösung in Sicht. Augenzeugen berichteten von makabren Fundstücken, von eine solche Bezeichnung nicht verdient habenden Kadavern, weit jenseits der Verwesungsgrenze, doch auf Nähe mit exaltiertem Zappeln reagierend. Je intakter, indes, sich die Leiber jener auf ewig sterbenden ausnahmen, desto hemmungsloser entfalteten sie ihre radikale Abneigung gegen menschlichen Kontakt. Nur wenige wagten es, sich gütlich zu tun, am Fleisch der Tiere: jeder Bissen ein Kampf, stets in Furcht, den Qualen des Erstickens anheimzufallen – ganz abgesehen von chronisch auftretenden Magenkrämpfen samt aggressivem Rumoren im Gedärm.

 

Des Phänomens Unerklärlichkeit erzeugte Angst, entfachte Aberglauben. Bald machten – hinter vorgehaltener Hand; unter dem wüsten Deckmantel archaisch anmutender Legenden – okkulte Theorien die Runde; ihrer gar manche skizzierten – mehr oder minder implizit – eine Strafe der Götter, manche eine Versuchung des Bösen. Manche erklärten das Verhalten der Tiere, sofern als dergleichen zu verstehen, schlicht und ergreifend zum Symptom einer schrecklichen, unheilbaren Krankheit. Aber: sei dem wie dem sei; ein Großteil der Menschheit mied, so er es konnte, jegliche Begegnung mit Betroffenem. Selten bloß und bloß dann, wenn wahrlich unabdingbar, verließen Vereinzelte die Geborgenheit ihrer überschaubaren, zusehends in sich geschlossenen Gemeinschaften, um andere Herausforderungen zu bestehen. Ein goldenes  Zeitalter für Händler, Abenteurer und Vagabunden! Und soviel dazu.
Der einsame Mathematiker, übersatt vom zäh-verstaubten Schreibtischgalopp und dämmrigen Abendsinnieren in den dumpfen Fängen einer ihn körperlich, geistig und zugleich emotional beengenden Stube, die ihm, zur gerade erschwinglichen Untermiete, bei mittelprächtig wohlhabenden Kaufleuten – man ahne das Kalkül – zur Verfügung stand, packte endlich, nach wohl endlosen Nächten des Grübelns, seine mittlerweile altersschwache Wandertasche mit all den ihm wesentlich erscheinenden Utensilien – ein Instrumentarium zwischen Zirkel, Zollstock und Zupftrommel, letztere Erbstück und Erinnerung an, aufgrund, seinen Anforderungen gemäß, höchstgradig überproportional pedantischer Herangehensweise, ihn eher unbefriedigende musikalische Versuche – und entfloh dem ihm zum Zuhause gedient habenden Haus, ohne sich zu verabschieden – und ohne einen Blick zurück. Via – bezüglich ihrer sie bildenden Materialien – schief und krumm, äußerst dilettantisch zusammengefügte Behausungen – lieblos aneinandergereiht; ungesunde Fäkalien blubberten durch roh-splittrige Öffnungen, ihr bedrückender Gestank begeisterte Fliegen, nicht ihn; gleichfalls negativ konnotierten seine Ohren den lauthals schallenden Lärm:

Jetzt gab es kein Halten mehr! Sie überschlugen sich, förmlich – ausgelassen; wild enthusiastisch! –, seine, eine derartige Beanspruchung nicht gewohnten und deshalb, hierzu parallel, ächzend – dennoch: der Wille triumphierte! – aufstöhnenden Beine, Füße, und brachten handumdrehend enorme innere Distanz zwischen das, was ihm als Heimat gegolten hatte – die, aus seiner aktuellen Augenblicksperspektive betrachtet, fast schon defekt wirkenden Auswüchse anthropogenen Irrsinns – und ihn, wiewohl er, nichtsdestotrotz, zumindest vorerst der partiell überwucherten – ihre vor Emsigkeit strotzende Blüte duftete, verschwenderisch, im längst Vergangenen – Straße Treue hielt und sich, von ihr ausgehend, einen überaus vorsichtigen detaillierteren Eindruck betreffs des ihn Umgebenden verschaffen wollte. Dabei fokussierte seine Wahrnehmung bald sich automatisch  – magisch angezogen – auf jene vermeintlichen Kleinigkeiten, an denen sein bisheriges Dasein bis dato zielstrebigst vorübergezogen war: winzige Steine, die brillante  Farbschattierungen ausdünsteten; wunderliche, derweil wunderlichere Vögel vermuten lassende Federn; Samen, bizarre, – einschließlich eines herben und berauschenden Odeurs – in den Wind streuende Blumen; bedingt abstrahierende Rindenfragmente schroffer, alter Bäume; und, nicht zu vergessen: der melodische Singsang diverser, hinter dicht verwucherten Gebüschmelangen verborgener Sänger des Feldes und der unpathetischen Harmonie; et cetera et cetera ad infinitum – eine selbst sich weiter, in die Unendlichkeit, gebärende Litanei: er schenkte ihr den Namen Schätze am Wegesrand. Leider und natürlich währte diese Phase süßen Schwelgens – seine multipel angeregten, lodernden Sinne arbeiteten auf vollen Touren – in den Armen friedlichen Frohsinns, heiterster Ausgeglichenheit nicht total – zu schön wäre es gewesen, auf Permanenz zu spekulieren –, weil: schlagartig kehrten sie zurück, die unbewusst verdrängten Gewohnheiten: manisch begann der zu sturen Denkschemata verflachte Geist seine per Reiz aufgesaugte Spontaneität des akut ihn pseudodurchdringenden Ambientes zu zergliedern, zerwühlen, zerfleddern, um, kategorisierend, kausale Zusammenhänge, Regel- und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen – zu projizieren? – und aufzudecken; er transpirierte; er analysierte; er synthetisierte: er schwieg. Denn mochte er noch so akribisch, exakt und souverän mit allerhand in vertrackten Gleichungen mündenden Sätzen jonglieren, kein Resultat barg die heißersehnte Befriedigung, kein Resultat traf, was sich ihm als Realität zu offenbaren wünschte. Stattdessen senkte sich Müdigkeit, bleiern und unbarmherzig, auf die stieren Spitzen seines ultraenergischen Strebens, entlud sich ein brachiales Gewitter – synchron – über seinem geometrisch zerdröhnten Schädel. Es regnete, monströse Tropfen; fatal durchnässt hastete er – weg, vom Weg –, tief hinein, in den Wald. Dort fand er Unterschlupf und ruhte, das Unwetter aussitzend – fernab ihm geläufiger Phrasen und Orientierungspunkte.

 

 

In ihr hieß es, die früheren Menschen hätten Fleisch gefressen. Während ihm die Giftig- und Ungenießbarkeit gewisser Pflanzen durchaus geläufig war, konnte er – basierend auf seinem Kenntnisstand – tatsächlich keinerlei synonyme Aussage hinsichtlich tierischer Substanzen tätigen. Just in diesem Augenblick stolperte er über ein circa beingroßes, sich unumwunden windendes Etwas aus lässig zerfetztem Zellgewebe, gelblich-weißen Stücken von durchwegs härterer Konsistenz und borstigem Haar; vermutlich Überbleibsel eines größtenteils verzehrten Dachses – es fehlten: Kopf, Eingeweide und Extremitäten. Aussetzte, seine Affektkontrolle; besessen gleich kurzerhand stürzte er – der einsame Mathematiker; sich – auf seine ihm im minimal zur Hälfte wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße gefallene Beute und fing an, sie zu zerfleischen sowie schier unzerkaut hinabzuwürgen. Was geschehen musste, geschah: er lief – japsend, mit beiden Händen den Hals umfassend – rot, kurz darauf lila-bläulich an und kippte um; seine weit aufgerissenen Augen starrten ins Grauflimmrige eines dunkler werdenden Nichts. Da hatte er eine Vision: